europa dokumentaro
nr. 11 - september 1999  * issn 1434 - 4882 *

Inhalt

* Editorial
* Die Paneuropa - Bewegung
* Wiener - Schmidt - Preis 2000
* Preise für Arbeiten zur europäischen Bildungstechnologie
* Mitgliederversammlungen/Termine/neuer IfK-Preis

* Termine 2000
* Forum / Internetadressen
* Impressum
Paneuropa - Speerspitze für Europas Einheit
 Hannes Marcel Bichler, Innsbruck

"51 Anmeldungen kamen, meist von Phantasten und Narren". So beschreibt der Paneuropa - Gründer Richard Graf Coudenhove - Kalergi die ersten Reaktionen auf seinen 1922 in Wien veröffentlichten Aufruf, einer Bewegung zur europäischen Einigung beizutreten. 13.000 Mitglieder hat die Paneuropa - Union heute allein in Österreich sowie 41 Unterorganisationen in 27 Ländern.
Coudenhove, der Pionier des europäischen Einigungsgedankens, wurde in seiner Jugend auf den Dienst in der Donaumonarchie, dem übernationalen "Europa im Kleinen" vorbereitet. Im 1. Weltkrieg verlor er sein Vaterland und fand es in der Idee von "Paneuropa" wieder. Als 28-jähriger veröffentlicht er sein Manifest "Paneuropa - Ein Vorschlag", in dem er den Zusammenschluß von Kontinentaleuropa von Portugal bis Polen forderte, da es ansonsten "politisch, wirtschaftlich und kulturell zugrundegehe". Ein Jahr darauf gründete er die Paneuropa - Union, die heute als die älteste Trägerin des europäischen Einigungsgedankens gilt.

1926 berief Coudenhove den ersten Paneuropa - Kongreß in Wien ein, der mit 6.000 Teilnehmern aus ganz Europa ein riesiger Erfolg wurde. Nun gelang es auch politische Größen für sich zu gewinnen: Ehrenpräsident war der französische Vorkriegs - Außenminister Aristide Briand, prominente Mitglieder in Österreich waren u.a. Ignaz Seipel und Karl Renner, in Deutschland Reichstagspräsident Karl Loewe und Gustav Stresemann, in Frankreich die Politiker Edouard Herriot und Leon Blum, in London unterstützten die Minister Leo Amery und Duff Cooper die Bewegung. Ihnen folgten bis heute Charles de Gaulle, Winston Churchill, Konrad Adenauer, Franz Josef Strauss oder Helmut Kohl.

Der 2. Weltkrieg und die nachfolgenden Abkommen von Jalta bringen jähe Rückschläge für die Bewegung. Primär gilt nun der Kampf der Überwindung der Teilung Europas in zwei Machtblöcke und gegen die Menschenrechtsverletzungen in den Ostblock - Staaten.
1972 stirbt Coudenhove - Kalergi. Sein Nachfolger wird der bis heute als internationaler Präsident amtierende Dr. Otto von Habsburg - Lothringen, ältester Sohn des letzten österreichischen Kaisers. Vor allem unter seiner Präsidentschaft forciert die Paneuropa ihr Engagement für die Europäer unter der "kommunistischen Knechtschaft".

Vier Punkte umfaßt im wesentlichen das politische Credo der Bewegung: christlich, konservativ, europäisch, freiheitlich. Die Paneuropa will das Bewährte und ewig Gültige erhalten und schrittweise das notwendige Neue sich entwickeln lassen, dadurch das Zeitlose über alle Zeiten hinweg sammeln und bewahren und darauf bauend das Zeitliche erneuern.
Otto von Habsburg - Lothringen ist es auch, der Mitte der 70-er Jahre die Union von einer ursprünglichen Funktionärsbewegung zur Mitgliederbewegung mit christlich - konservativem Profil formt. Energisch vertritt der von 1979 bis 1999 tätige Europa - Abgeordnete seine Überzeugung auch im Europäischen Parlament, wo er - zuletzt Alterspräsident des Hauses - leere Stühle für jedes Land unter kommunistischer Herrschaft aufstellen läßt. Eine Überzeugung, die in seinem eigenen Familienkreis nicht ohne Folgen bleibt: Sein ältester Sohn, Karl Habsburg - Lothringen ist Präsident von Paneuropa - Österreich, seine jüngste Tochter Walburga arbeitet im Paneuropa - Generalsekretariat. Letztere war es auch, die im August 1989 beim Paneuropa - Picknick an der österreichisch - ungarischen Grenze direkt bei der ersten kurzen Öffnung des Eisernen Vorhangs zugegen war. Jener kurze Augenblick, den hunderte DDR - Bürger zum Sprung nach Österreich nutzten und welcher den Zusammenbruch des Kommunismus einleiten sollte.

Nach dem Untergang der Regime war die Paneuropa unter den ersten, die sich bei den östlichen Nachbarn umsahen und niederließen. Selbst die Kämpfe am Balkan konnten daran nichts ändern. So mußte Otto von Habsburg seine Gespräche mit dem kroatischen Staatspräsidenten mehr als
einmal in die Luftschutzbunker verlegen, während man seinem Sohn und österreichischen Paneuropa - Präsidenten in Bosnien das Auto in die Luft jagte. So verwundert es nicht, daß auch die jüngste Balkankrise nicht verhindern konnte, daß trotz aller Schrecknisse des Krieges, zur gleichen Zeit in Tirana die Eröffnung des Paneuropa - Büros und die Geburt der albanischen Landesorganisation gefeiert werden konnte.

Trotz der konservativen Überzeugung als eine der vier Säulen der Bewegung, finden sich in den Mitgliederreihen der Paneuropa Vertreter aller politischen Couleurs, von Konservativen über Sozialdemokraten bis zu Liberalen u.s.w.. Mitgliedschaften beginnen meist durch Bekanntschaften mit Paneuropäern. Aktive Mitarbeit wird nicht verlangt, sie wird jedoch niemals abgelehnt.
Die einzelnen Landesbewegungen - ihrerseits oftmals wieder unterteilt in regionale Zweige - organisieren regelmäßig diverse Diskussionen und Seminare und geben Publikationen heraus. In Wien gibt es diese Veranstaltungen im Monatsrhythmus, zum Beispiel im Haus der Industrie. Da erzählt dann etwa der Burgschauspieler Fritz Muliar - selbst kein Paneuropäer - über sein Österreich - Europa - Bild, es kann mit Botschaftern der EU - Beitrittskandidaten ebenso diskutiert werden wie mit dem bulgarischen Innenminister oder mit EU - Parlamentariern aus Deutschland und Österreich.

Die Entwicklung innerhalb und außerhalb der Europäischen Union haben auch der Paneuropa - Bewegung zahlreiche neue Aufgaben vorgegeben. Vorrangig ist das Ziel der Osterweiterung als stärkstes Sicherheitsargument für das künftige Europa, aber vor allem auch Fragen einer europäischen Sicherheitsstruktur, der Verringerung der Bürokratie in den europäischen Gremien, die Stärkung des Europa - Parlaments und der Umsetzung des föderalistischen Prinzips stehen heute im Vordergrund. Der paneuropäische Forderungskatalog an die Europäische Union ist lang und umfassend, die inhaltliche Gestaltung der EU ein permanenter Kampf um Werte.
Und selbst wenn diese Fragen eines Tages geklärt sind, so wird es die Aufgabe von Organisationen wie der Paneuropa sein, als Mahner über deren Einhaltung und Entwicklung zu wachen. Bewährtes erhalten, Zeitliches erneuern. Paneuropa ist nicht nur ein Begriff - es ist eine Überzeugung.
* Inhalt

Editorial

Möglicherweise durch die hinter uns liegende Urlaubszeit bedingt, konnte ich noch nicht feststellen, daß das angebotene "Mehr" an Information in größerem Maße in Anspruch genommen wurde. Wenn Sie sich jetzt erst in den Nachrichtenverteiler und das neue Forum "einklinken" wollen, kein Problem.
Die vorige Ausgabe von europa dokumentaro hat zu einer Reihe von Leserbriefen und Anrufen geführt.
Insbesondere der Beitrag von Klaus Däßler zur Rechtschreib-"Reform" wurde entweder, und zwar mehrheitlich, hoch gelobt oder als völlig überzogen abgetan. Für mich erfreulich ist die Aufmerksamkeit, die dem Inhalt von europa dokumentaro gewidmet wird.
Zu den anläßlich des Esperanto - Weltkongresses Ende Juli / Anfang August in Berlin stattgefundenen Versammlungen der AIS Deutschland, des Instituts für Kybernetik etc. fehlen mir die Berichte, auch noch  zur SUS 21 der AIS in Rimini und San Marino. Deshalb kann ich leider hier keine Ergebnisse mitteilen.
Ich hoffe sehr, daß Sie die Möglichkeit haben und auch wahrnehmen, die im letzten Quartal anstehenden Mitgliederversammlungen zu besuchen und freue mich schon darauf, Sie aus diesen Anlässen in Hannover und Berlin wiederzusehen und viele Gespräche führen zu können.
Ihr
Siegfried Piotrowski
* Inhalt

Wiener - Schmidt - Preis 2000
IfK Berlin e.V./Gesellschaft für Kommunikationskybernetik vergibt zusammen mit der Gesellschaft für Pädagogik und Information e.V. (GPI) im Jahr 2000 zum dritten Mal den Wiener-Schmidt-Preis für hervorragende Verdienste um die wissenschaftlichen Grundlagen der Bildungstechnologie. Vorschläge gemäß Stiftungsstatut (vgl. Piotrowski, Kybernenetische Ursprünge der europäischen Bildungstechnologie, S. 97 - 102) erbittet der Sprecher der Jury, Prof. Dr. Dr. h. c. Helmar G. Frank, Kleinenberger Weg 16A, D- 33100 Paderborn oder hfr@uni-paderborn.de möglichst vor dem 25. November 1999.
* Inhalt
Preise für Arbeiten zur europäischen Bildungstechnologie
Der Europa Klub schreibt drei von seinem Ehrenpäsidenten, Prof. Dr. Dr. h. c. Helmar G. Frank gestiftete Preise (500, 300 und 200 EURO) für Studierende und (nach 1960 geborene) Nachwuchswissenschaftler aus, die bei der 8. "Prager Konferenz über Kybernetische Pädagogik" (PKKP 8) preiswürdige Beiträge zur Geschichte  oder einer anderen Sparte der Wissenschaftsrevision der europäischen Bildungstechnologie einschließlich ihrer kommunikationskybernetischen Grundlagen vortragen. Die Beiträge müssen zweisprachig getextet sein, und zwar - parallel zur Fassung in einer beliebigen Nationalsprache - auch in "Europäisch", d. h. (bis das Europaparlament eventuell eine andere, gemeinsame, neutrale Sprache der EU festlegt) wahlweise in ILo oder in Latein. Hinsichtlich Niveau und Umfang soll die Arbeit den (im Internetz abrufbaren) Ansprüchen der AIS an eine Bakkalaureatenschrift genügen. (Eine tatsächliche Kandidatur ist nicht Bedingung). Auch Arbeiten mit zwei Verfassern können ausgezeichnet werden. Die Bewerbungen  müssen spätestens 2000-02-01 beim Präsidenten des Europa Klub, Prof. Dr. Siegfried Piotrowski, Postfach 27 42, D- 58027 Hagen, oder siegfried@piotrowski.de mit Thema angekündigt sein. Die Schriftfassung muß bis 2000-05-01 vorliegen; bis dahin muß ein Referat hierüber für PKKP 8 angeboten sein.
H. Frank
* Inhalt
++TERMINE++TERMINE++
Mitgliederversammlung 1999 des Europa Klub
Sonntag, 24. Oktober 1999, 11:00 Uhr in Raum II 13 im Hochhaus auf dem Conti-Campus der Universität Hannover (Königsworther Platz, U - Bahn - Haltestelle der Linien 4 und 5 in Richtung Garbsen bzw. Stöcken).

Der Verein zur Wahrung der deutschen Sprache veranstaltet am Samstag, 23. Oktober, Beginn 14:00 Uhr im großen Hörsaal und Foyer im Hörsaalgebäude der Universität Hannover (Continental - Haus) das Symposium "Die Zukunft unserer Sprache".
U. a. sind folgende Beiträge vorgesehen:
Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfram Wilss
"Weltgesellschaft - Weltverkehrssprache - Weltkultur: Globalisierung vs. Fragmentierung",
Hervé Lavenir de Buffon
"Sprachpolitik in Frankreich - Können die Deutschen davon lernen ?",
Dr. Horst Hensel
"Sprachverfall und kulturelle Selbstaufgabe",
Prof. Dr. Wolfgang Sauer
"Berufsbezeichnungen zwischen Customer Service Specialist und Kundenberater ".

Von 18:00 bis 19:30 Uhr ist im Anschluß an die interessanten Referate eine Podiumsdiskussion unter dem Thema "Englisch im Deutschen: Pro und Contra" geplant, daran anschließend ein Empfang.
Die Mitgliederversammlung des VWDS findet am Sonntag um 14:00 Uhr, wieder im gleichen Hörsaal statt, so daß die Möglichkeit zur Teilnahme an beiden Versammlungen gegeben ist.
Formelle Einladungen mit Programm des Symposiums und insbesondere der Tagesordnung zur Mitgliederversammlung des Europa Klub werden in den nächstenTagen versandt. VWDS
Mitglieder sind eingeladen, an der Europa Klub -  Mitgliederversammlung, in der auch das 25-jährige Wirken der Gesellschaft für sprachgrenzübergreifende europäische Verständigung gewürdigt wird, teilzunehmen.

Traditionelles "Novembertreffen"
vom 26. bis 28. 11. 1999 an der Humboldt - Universität, Berlin
Auch dieses Jahr treffen sich die europäischen Kommunikationskybernetiker zu einem "Berliner November". Beginn: Freitag, 26., 14:00 Uhr, Ende: Sonntag, 28. November, ca 13:00 Uhr.
Unter dem Rahmenthema "Kybernetische Visionen - (Re)Vision der Kybernetik" sieht das Programm die drei Arbeitsgruppen
1.Wissenschaftsorganisation-Organisationskybernetik
(Leitung: Prof. Dr. Siegfried Piotrowski),
2. Philosophie der Kybernetik - Kybernetik der Philosophie
(Leitung: Prof. Dr. Dr. h. c. Alfred Locker),
3. Kybernetik des Lehrens - Lehren der Kybernetik
(Leitung: Prof. Dr. Dr. h. c. Helmar G. Frank) vor.
Das Hauptreferat hält am Samstagnachmittag der Kybernetiker und Philosoph Prof. Dr. Hermann Stachowiak, Emeritus der Universität Paderborn und Honorarprofessor der Freien Universität Berlin.
Als Abschluß des Novembertreffens wird am Sonntagmorgen erstmals der neu geschaffene "Preis für Gesellschafts- und Organisationskybernetik, Philosophie und Geschichte der Kybernetik" verliehen.
Im Rahmen des Symposiums finden statt (die Tagungsorte werden mit den Einladungen noch bekannt-
gegeben):
Freitag, 26.11.1999
19:00 Uhr Gesellschafterversammlung des Institut für Kybernetik gGmbH,
20:30 Uhr Gesellschafterversammlung der  Akademidomaro,
Samstag, 27.11.1999
19:00 Uhr Mitgliederversammlung der AIS Deutschland e.V.,
20:30 Uhr Mitgliederversammlung des IfK Berlin e.V./Gesellschaft für Kom-
munikationskybernetik.
* Inhalt

Termine 2000
Ende April in der Uni Hamburg:Vortragsreihe zur europäischen Sprachpolitik und der Infrastruktur und
Verbreitung von Esperanto als "Internationale Sprache"
Pfingsten, 11. bis 15. Juni Hradec Kralové (Königsgräz/CZ) SUS 22, veranstaltet durch die tschechische Filiale der AIS - darin integriert vom 12. bis 14. Juni
8. "Prager Konferenz über Kybernetische Pädagogik"
Rückfragen und Anmeldungen an:
Dozent Dr. habil. Martin Bilek: Martin.Bilek@vsp.cz
25 julio - 1 augusto
Tel-Avivo, Israelo: 85-a Universala Kongreso de Esperanto
* Inhalt
Adressen im Internet
Anmeldung zum "Forum  europaklub@a2e.de" an den Europa Klub-Nachrichtenverteiler. Senden Sie von Ihrer Wunsch-Netzpostadresse aus an europaklub-request@a2e.de einfach nur die betrefflose Meldung "subscribe"
A I S
http://www.forst.uni-muenchen.de/OTHERS/AIS/
EuropaKlub
http://www.RuRnet.de./EuropaKlub/
I f K / G K K
http://www.piotrowski.de/links/index.htm
* Inhalt
impressum

herausgeber:
europa klub e.v., paderborn, p.a.: postfach 27 42, d- 58027 hagen
redaktionelle mitarbeit an dieser ausgabe:
hannes marcel bichler, innsbruck; helmar frank, paderborn; siegfried piotrowski, hagen
chefredaktion und verantwortlich im sinne des pressegesetzes:
siegfried piotrowski, schultenhardtstr. 27, d- 58093 hagen,
telefon/telefax: + 49 (0) 2331/51559, e-mail: siegfried@piotrowski.de.
internet: http://www.piotrowski.de
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